© Christian Weiss 2024
Lumpentürl
In früheren Zeiten lagen einige der gut besuchten Schanklokale Badens
jenseits der Stadtmauer, deren Tore bei Einbruch der Dunkelheit jedoch
gesperrt wurden. Von außerhalb zurückkehren konnte man nur noch durch
das so genannte Lumpentürl (in Baden zwischen Pfarrgasse Nr. 2 und 4) –
natürlich nur gegen Entrichtung einer kleinen finanziellen
Aufwandsentschädigung an den Torhüter, versteht sich. Seinen Namen
verdankt die kleine Pforte – und das liegt wohl auf der Hand – den
„betrunkenen Lumpen“, die spät nachts kichernd und grölend um Einlass
ersuchten. Es heißt, dass auch Wolfgang Amadeus Mozart und sein Freund
Anton Stoll so manches Mal dort durchgetorkelt sind, wenn sie nach einem
ihrer feuchtfröhlichen Ausflüge in die Vorstadt die offizielle Torsperre
verpasst hatten.
Auch in einigen Lokalen gab es ein Lumpentürl, durch das die
Betrunkenen, die nach Sperrstunde noch ein wenig sitzen bleiben wollten,
das Haus verlassen konnten. Eines davon existiert heute noch im Gasthaus
Reichsapfel (Spiegelgasse 2/Antonsgasse 5). Darüber hinaus lebt die
Bezeichnung im Badener Weiß- und Rotwein „Lumpentürl“ weiter, der sogar
schon einmal in New York bei einem Bankett der Vereinten Nationen
kredenzt wurde.
Gabriele Hasmann, Stadtgeheimnisse
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