Das heutige Haus der Kunst hieß im 19. Jahrhundert Villa Hudelist,
später Villa Löwenstein. Diese Villa, lange Zeit Joseph Kornhäusel
zugeschrieben, wurde 1818/19 von Pietro Nobile für Josef von Hudelist
(k.k. Staats- und Konferenzrat; 1767–1818) an der Adresse
Kaiser-Franz-Ring 7 errichtet und weist in ihrem Typus sehr direkt auf
Nobiles Beschäftigung mit Palladio hin. Bis heute blieben die
ursprünglichen Formen erhalten. Der zweigeschossige kubische Baukörper
ist beherrscht von einem übergiebelten dreiachsigen Mittelrisalit mit
Rundbogentüren im genuteten Erdgeschoss und Rechteckfenstern auf
balustrierten Parapeten, zwischen Pilastern zu einer Gruppe
zusammengefasst, im Obergeschoss. Die Flanken über dem fensterlosen,
genuteten putzgequaderten Erdgeschoss zeigen große pilasterflankierte
Fensteröffnungen mit eingestellten Säulen und Balustraden.
Nach Hudelist ging das Haus in den Besitz des Freiherrn Villa-Secca
über, bis es Moritz Löwenstein kaufte. Dessen Enkel Gustav vergrößerte
den Garten durch Glashäuser und Weinberge und machte sich einen Namen
durch seine Leistungen im Weinbau mit Rebveredelungsanlagen. 1913 trat
das Haus besonders ins Blickfeld: Eine Spielbankengesellschaft gründete
sich und wollte in der Löwensteinvilla ein Casino einrichten. Erlaubte
sogenannte „Kursaalspiele“ sollten das Ganze tarnen. Das Land
Niederösterreich war grundsätzlich dagegen, die Gesellschaft investierte
dennoch rund 100.000 Kronen (Spielsäle im 1. Stock), und am 23. April
1914 eröffnete das Casino. Da die Tarnung des Glücksspiels rasch
aufflog, schränkte die Bezirkshauptmannschaft den Betrieb ein, und am
19. Juli 1914 erfolgte die endgültige Schließung. Nach Verlegung des
Armeeoberkommandos von Teschen nach Baden (Schloss Weilburg), 1917,
dienten Haus und Garten Kaiser Karl I. gelegentlich für Audienzen. 1925
ist die Villa durch Ankauf der Löwenstein-Besitzungen Stadteigentum
geworden – und für die Zeit zwischen den Kriegen Sitz der Kurdirektion.
Ab April 1939 trug die Löwensteinvilla den Namen Haus der Kurverwaltung
und beherbergte den Städtischen Fremdenverkehrsdienst, den neu
gegründeten Ortsfremdenverkehrsverband, die Beethoven-Gemeinde sowie die
Kanzlei des Städtischen Musikbeauftragten. Nach Abschluss von
Adaptierungsarbeiten in der Villa wurde am 2. Mai 1939 die Tätigkeit der
Amtsstellen in vollem Umfang aufgenommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war
das Haus von Angehörigen der Roten Armee besetzt. 1956 erneuerte die
Malerschule das heruntergekommene Gebäude als „Haus der Kunst“. Am 1.
Juni 1957 wurden dessen Lese- sowie Veranstaltungssaal eröffnet. Seither
finden in dem Haus Ausstellungen, Konzerte sowie verschiedenste andere
Veranstaltungen statt.
Kulturabteilung der Stadtgemeinde Baden