* 10.10.1808 Rauhenstein, † 15.4.1893 Baden (84 Jahre)
Josepha Hörner, geborene Jammer, betrieb unter dem Namen „“ Jahrzehnte hindurch die Kaffeeschank am Felsentor oder Urtelstein. Es war das ehemalige Mauthaus, ihr Vater war Mauteinnehmer-Gehilfe. Erzherzog Anton soll der verwitweten Mutter die Erlaubnis für Milch- und Kaffeeausschank verschafft haben, nachdem ihr Gatte 1813 bei der Völkerschlacht bei Leipzig gestorben war. Die Tochter übernahm dann die Wirtschaft, die Jausenstation im Helenental wurde unter der Bezeichnung Jammerpepi bei den Sommergästen sehr beliebt.
Josepha hatte einen Freund namens Schorsch, der aus Bayern stammte, aber schon in jungen Jahren nach Baden gekommen war und der erste „Zahlmarqueur“ im legendären war. Trotz seiner Beleibtheit servierte er mit einer gewissen Grazie und war von den Gästen gern gesehen. So auch von dem berühmten Baron Sina, der dort Stammgast war. Er verhalf Schorsch zu einer günstigen Anlage seiner Ersparnisse. Als das Café verkauft wurde, wollte Schorsch Josepha heiraten. Das war aber nicht möglich, weil ihm die nötigen Papiere aus seiner Heimat fehlten. Schließlich nahm sich Erzherzogin Hildegarde, eine bayrische Prinzessin, die oft zur „Jammerpepi“ auf ein Glas Milch kam, der Sache an. So konnte Pepi ihren Schorsch doch noch ehelichen, wenn auch erst in vorgerücktem Alter (um die 55). Sogar eine Hochzeitsreise nach Bayern wurde unternommen.
Danach betreuten die beiden gemeinsam die kleine Wirtschaft. Leider verloren sie 1873, im Jahr des Börsenkrachs ihre Ersparnisse. Während der Wintermonate beschäftigte sich Pepi mit der Anfertigung von Ansichtsbildern aus Moos und Baumrinden (Weilburg, Rauhenstein, Dr. Rollett am Wasserfall, etc.) und Stricken. Viele gemeinsame Sommer und Winter waren ihnen beschieden. Schorsch starb 1892 und Pepi wenige Monate nach ihm 1893. Sie wurde am Helenenfriedhof beigesetzt.
Die Jammerpepi hat so bescheiden und einfach wie seit langen, langen Jahren ihre Kaffee- und Milchwirthschaft am Eingange des Straßen-Durchbruches wieder eröffnet. Gern findet man sich dort ein, um an der idyllischen Stätte, dem Ausgangspunkt mehrerer schöner Spaziergänge, auszuruhen und die Wagen auf der Straße drunten an sich vorbeisausen zu lassen. Der Kaffee ist gut, und die Milch, ebenso ist das Flaschenbier nicht zu verschmähen und wird auch gutes Butterbrot serviert. Die Spaziergänger, welche von den Bergen kommen, ruhen hier gerne aus und ziehen das stille Plätzchen, wo man seine Sache billiger und ebenso gut, nur etwas einfacher bekömmt, den theuren Gasthäusern im Helenenthal vor. Das Häuschen und die gemüthliche alte Wirtin kann auch im Winter besucht werden und kann man dann die alte Frau bei ihrer Arbeit, Verfertigung von Muschelbildern und Stricken von Handschuhen sehen. Jedenfalls ist die Jammerpepi ein ehrwürdiges Stück Alterthum in Baden, das man mit Pietät behandeln sollte.
Badener Bezirks-Blatt, 1892
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